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Windows 10 macht alles besser?

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Windows 10 ist da, ging es vor wenigen Tagen durch die Presse und kaum ist Windows 10 gestartet, wurden auch Kritiken lauter. Davor war es um Kritik erstaunlich ruhig in der Presselandschaft. Um aber tatsächlich mitreden zu können, sollte man es selber einmal testen. Ich habe Windows 10 auf zwei Systemen zum Testen installiert, bevor es auf dem richtigen Arbeitsrechner ausgerollt wird.

Windows 10 im Test auf Notebook & Netbook

Die Testkandidaten sind einmal ein Netbook mit Windows 7 Starter und ein Notebook mit Windows 8.1. Ersteres ist ein schwachbrüstiges Gerät mit einem älteren Singelcore Atom Prozessor und 2GB Ram, welcher seinerzeit von mir erweitert wurde. Mit Windows 7 Starter fühlt sich das Gerät sehr träge an.

Das Upgrade auf Win 10

Wie bekannt, gibt es mehrere Möglichkeiten das Upgrade auf Windows 10 durchzuführen. Da rechtzeitig das Media Creation Tool bereitgestellt wurde, welches ein Upgrade und die Erstellung eines Datenträgers (ISO) ermöglicht, wählte ich diese Option. Ich erstellte mir mittels des Tools einen USB Stick für je eine Installation der Home und Pro Edition. Um das Upgrade vom Stick ausführen zu können ist es zwingend erforderlich dies aus dem laufenden Windows mittels setup.exe zu tun. Nicht vom USB-Stick booten! Ansonsten drohen eine Neuinstallation und keine Aktivierung der Lizenz. Damit die Lizenz auch gültig wird, muss zwingend erst ein Upgrade durchgeführt werden. Erst danach kann, je nach Bedarf, eine saubere Neuinstallation erfolgen.

*Wichtig* ein aktuelles Backup sollte zur Sicherheit vorhanden sein!

Stick rein und loslegen. Was sehr einfach klingt, kostet vor allem eines, nämlich Zeit. Das Upgrade auf Win 10 kann unter Umständen durchaus Stunden in Anspruch nehmen. Zeitweilig kann es den Eindruck erwecken, als würde es sich aufhängen – so bei meinem Notebook. Bei 92% bleib es weit über eine halbe Stunde und so langsam nervös begab ich mich auf Internet Recherche. Offenbar war ich da nicht der einzige und generell hieß es warten. Irgendwann war auch dieser Kraftakt beendet was auch meiner Kaffeemaschine ganz gelegen kam – sie durfte mal ruhen.

Erster Eindruck vom neuen Windows 10

First Look Aha – aus einem Windows 7 wird erstmal ein lokales Windows 10. Keine Aufforderung sich registrieren zu müssen. Erfreulich präsentierte sich mein Netbook, Windows 10 läuft doch um einiges geschmeidiger. Freilich macht es aus Schnecken keine Rennmäuse aber das Netbook läuft deutlich akzeptabler. Ansonsten präsentiert sich Windows 10 erstmal ziemlich unspektakulär und düster. Das Design lässt sich farblich unter Personalisierung nach dem eigenen Geschmack etwas anpassen. Auffallend ist, dass die Icons in der Taskbar sich merklich verändert haben. Neben den üblichen Symbolen findet sich ein, bis dato, unbekanntes Symbol eine Suchleiste und das Windowslogo wie es bereits aus Windows 8 bekannt ist.

Insgesamt wirkt das flache Design auch für Windows 8 Nutzer ungewöhnlich. Es ist Geschmackssache. Ich finde es weder überwältigend noch hässlich. So irgendwie dazwischen mit gemischten Gefühlen. Für Nutzer von Windows 7 wird der Look zwar neu und ungewöhnlich erscheinen, dennoch dürfte dieser vertrauter sein. Windows 8 Nutzer hingegen bekommen etwas präsentiert, was sie schon beinahe vergessen haben.

Endlich wieder ein richtiges Windows Startmenü

Startmenü Windows 10
Das neue bessere Startmenü von Windows 10

…naja fast. Das Startmenü präsentiert sich als Symbiose aus klassischem Startmenü und Kachel-Startseite, wohingegen die Kacheln deutlich in den Vordergrund treten. Diese bieten einen guten schnellen Überblick über Ereignisse, E-Mails, Schlagzeilen usw.

Kacheln unter Windows 10 verändern

Die Kacheln lassen sich, wie aus Windows 8 gewohnt, gruppieren, in der Größe verändern, aber auch vom Start lösen. Daneben findet sich eine einfache Auflistung nach meist verwendete und Schnellzugriffe zu Ein/Aus, Explorer, Alle Apps und Einstellungen. Nachdem ich mich erstmal vorne umgeschaut habe, ging es daran zu prüfen ob alle Programme und Dateien übernommen wurden.

Programme unter Windows 10

Erfreulich war schon einmal, dass meine Taskleistenanpassung aus Windows 7 und 8.1 übernommen wurde. Auch die Programme wurden anstandslos übernommen und funktionierten auch, soweit ich sehen konnte, einwandfrei. Es kann aber gut sein, das es Programme gibt, die unter Windows 10 nicht mehr vernünftig laufen. Am besten informiert man sich hierzu vorher. Auch die Dateien wurden anstandslos übernommen. Beim Einrichten von OneDrive empfiehlt es sich aber, sofern man es schon vorher nutzte, den Speicherort zu prüfen. Andernfalls kann es passieren, das Windows10 diesen neu anlegt und die Daten erneut aus OneDrive herunterlädt. Hatte man seine Bibliotheken auf eine zweite Partition sollte auch hier der Pfad geprüft und gegebenenfalls korrigiert werden.

Windows 10 Übersicht

Egal ob man aus Windows 7 oder Windows 8.1 wechselt, es hat sich einiges verändert. Das neue Startmenü gefällt, aber wirkt etwas unfertig. So gibt es erstmal keinen Schnellzugriff zur Systemsteuerung. In Windows 8.1. fand sich diese aus dem Desktop heraus in der Charmbar im „klassischen Startmenü“ als Schnellzugriff. Hier muss man sich erst durch alle Apps bis zu Windows System durchhangeln. Zum Glück kann man sich danach den Zugriff in das Startmenü als Kachel anpinnen. In der Liste aller Apps gibt es eine unscheinbare aber hilfreiche Funktion. Klickt man auf einen der Buchstaben, öffnet sich ein alphabetisches „Jumpmenü“, durch welchen man schneller zu einem Punkt springen kann. Im Tabletmodus steht eine Startseite, ähnlich der aus Windows 8.1, zur Verfügung.

jumplist windows10
Die Jumplist im neuen Betriebssystem von Microsoft.

Die Windows 10 Einstellungen wirken aufgeräumt aber spartanisch. Für die täglichen Dinge ausreichend – möchte man aber tiefer einsteigen, ist der Weg zur Systemsteuerung unerlässlich. Einige werden sich, wie schon bei Windows 8, darüber ärgern, dass es zwei Orte zum Einstellen gibt. Aber wie Windows 8.1 später zeigte, ist ein Touch-Einstellungsmenü viel zu verschachtelt und wird unübersichtlicher, je mehr Optionen vorhanden sind. Ich finde den Lösungsansatz in Windows 10 daher deutlich gelungener.

einstellungen windows10
Windows 10 Einstellungen wirken aufgeräumt aber spartanisch.

Eine Charmbar gibt es nicht mehr. Kaum daran gewöhnt, kann man sich wieder von ihr verabschieden. Zur Einführung von Windows 8 sorgte diese für reichlich Ärger, weil deren Funktion sich nicht unbedingt gleich erschloss. Das zeigte sich in den Rezensionen zu einigen Apps sehr deutlich, in welchen Nutzer sich über die fehlende Druckfunktion in Apps beschwerten. Sie verstanden es einfach nicht, dass der Befehl >Drucken< aus der Charmbar heraus funktionierte. Dies aber auch nur in Apps.

Gelungen wirken auch das Info-Center und dessen unten angesiedelte Schnellschaltflächen unter Windows 10. Allerdings wirkt es sehr erschlagend, etwas dezenter hätte es sein dürfen.
Eine weitere, auf Anhieb zu findende Neuerung ist Cortana.

Cortana – Eine lernfähige persönliche Assistentin

cortana windows10 test
Cortana im Test

Cortana benötigt um funktionieren zu können eine aktive Ortungsfunktion und erlaubt sich den Zugriff auf den Kalender. Auch ohne mit Cortana quatschen zu müssen, kann sie sehr hilfreich sein. So bündelt Cortana relevante Informationen, liefert eine Tagesübersicht und Nachrichten die man selber filtern kann. Damit lassen sich einfache schnelle Kalendereinträge und Erinnerungen einstellen.

Leider gibt es keine Synchronisation von Erinnerungen mit Cortana auf dem WindowsPhone. Das enttäuscht schon etwas. Cortana lässt sich auch mittels Sprache aktivieren „Hello Cortana“ die Funktion muss aber aktiviert werden – nur wer mag schon gerne eine Wanze? So ganz wohl fühle ich mich hierbei nicht. So generell sind Datenschutz sowie die Default-Einstellungen etwas was man sich mal in Ruhe zu Gemüte führen sollte. Klar ist, Komfort kann zu Lasten von Datenschutz und Sicherheit gehen und ohne Vertrauen geht gar nichts. Wie weit, muss jeder für sich selber ausmachen.

Einer meiner absoluten Highlights in Windows 10 sind die virtuellen Desktops. Am Desktop-PC mit mehreren Monitoren sicher nicht unbedingt erforderlich, aber auf einem Notebookdisplay kann diese kleine Funktion eine wirkliche Freude sein. Anfangs war ich noch sehr skeptisch aber sehr schnell bemerkte ich, dass es eine feine Sache ist. Nur die Auswahl könnte noch etwas verbessert werden.

Internetbrowser Edge im Test

Edge, der neue Browser, dessen Namen eher an eine langsame mobile Internetverbindung erinnert, kommt doch tatsächlich mit Flash daher. In der Einstellung findet sich ein Schieberegler zum Aktivieren oder Deaktivieren von Flash. Ich dachte das Flash langsam abgeschrieben wird….

Insgesamt wirkt der Edge Browser sehr flott und einfach strukturiert. Die Notizfunktion ist eine tolle Funktion, die Leseliste eine gute Idee und die Leseansicht eine sehr schöne Ergänzung. Diese lässt alte Erinnerungen an den Opera-Browser aufkommen. Doch das war es auch schon. Die Leseliste synchronisiert sich bei mir, wie erwartet, nicht und das Internet zeigt sich im Browser von seiner hässlichsten Seite. Es fehlt nämlich etwas! Was der Internetexplorer von Haus aus bereits hat , einen Trackingschutz, der nicht mit der Funktion do not Track zu verwechseln ist.

Der Trackingschutz funktioniert ähnlich wie AdBlock und wird mit Listen gefüttert. Genau dieser fehlt in Edge. Generell kommt Edge ohne zusätzliche Erweiterungen zum Start von Windows 10 auf dem Markt. Diese sollen später folgen. Ganz ehrlich Microsoft – neuer Browser, Start versemmelt. Was hängen bleibt in den Köpfen ist „ der Browser, der nicht viel kann“. Man hätte einfach noch warten sollen, denn anders als diverse Pressemeldungen verlauten ließen, ist der IE immer noch on Board. Auf jenen wird sogar in Edge verwiesen, sollte es Probleme mit einer Website geben.

Dennoch, er ist flott, er ist einfach und die Leseansicht gefällt. Nur der Start war zu früh.

windows10 apps
Apps im Windows 10

Windows 10 Apps frei anordnen

Besonders erfreulich dürfte für Viele sein, dass sich Apps jetzt frei anordnen lassen. Neu kommen auch die Mail und Kalender App daher. Sie wirken wirklich gelungen. Aber hier zeigt sich auch, dass Microsoft sich treu bleibt. Eine Rolle vor und einen Salto zurück. Vergeblich suchte ich die Zuordnung der Ordner auf dem Mailserver für gesendete, gelöschte usw., wie sie in der App zuvor noch vorhanden waren. Auch einen S/Mime Support vermisse ich. Wenn das die Universalapp sein soll, wie sie später auf WindowsPhone laufen soll, schwant mir nichts gutes. Ohne wenigstens s/mime, geht mal gar nicht!

Wer von einem Windows7 Starter upgradet, bekommt eine Home-Version und damit auch den Dateienversionsverlauf. Diese wurde anstandslos auf meinem Notebook aus Windows 8.1 übernommen und funktioniert wie gewohnt tadellos. Im Netbook ließ er sich, wie gewohnt, einrichten.

Mit Windows 10 einfach an Netzwerspeicher anmelden

Eine Feinheit die ich aus Windows7 noch nicht so kannte ist, dass die Anmeldung des Systems an einen Netzwerkspeicher besser funktioniert. Unter Windows7 oder gar Vista war es oft etwas „tricki“ mit der Benutzerverwaltung eines NAS. Dies funktioniert unter Windows 8.1 und jetzt Windows 10 deutlich besser. Lediglich die automatische Anmeldung via WebDav mag noch immer nicht gelingen. Meine WebDav-Anbindung an einem SharePointServer 2010 quittiert mir das System bei Neustart immer noch mit der Meldung „nicht alle Netzlaufwerke konnten wiederhergestellt werden“.

Ein Wehrmutstropfen ist, dass mich Outlook nicht nach eine Weile rauswirft, dieser hält die Verbindung nun auch nach Stunden. Nur OneNote meldet sich noch immer nicht automatisch an, die Synchronisation muss immer noch von Hand angestoßen werden. Die OneNote APP ist immer noch an OneDrive oder Office 365 geknebelt und erweist sich dadurch für mich als ungeeignet. Auf dem Handy geht’s….

Im Zuge dessen verzichte ich auch auf einen Test der neuen Office Apps, hier dürfte es nicht viel besser sein.

Bitlocker unter Windows 10

Zum Abschluss noch etwas zu Bitlocker. In den letzten Tagen las man oft, dass Windows10 den Wiederherstellungsschlüssel zu Bitlocker automatisch in OneDrive speichert. Ich testete dies auf dem Notebook mit Windows 10 Pro und einem USB-Stick. Unmittelbar vor Abschluss der Einrichtung erschien mir das bekannte Auswahlfeld zum Auswählen was mit dem Wiederherstellungsschlüssel geschehen soll. Zur Auswahl standen, in OneDrive speichern, in Datei speichern oder Drucken. Lediglich das Feld in OneDrive speichern ist standardmäßig vorausgewählt.

windows10 bitlocker
Bitlocker Screenshot

Fazit: Macht Windows 10 alles besser?

Besser als Windows 8.1 in Punkto Bedienung und Nutzbarkeit ja, für Windows 7 Nutzer bedeutet es hingegen eine merkliche Umstellung. Das Design und Konzept werden wohl ein ewiger Streitpunkt bleiben. Für Windows 7 Nutzer kann sich der Umstieg lohnen. Zwar wird sich einiges verändern aber es gibt auch eine ganze Reihe an Verbesserungen, die sich lohnen einen Umstieg zu wagen.

Lohnt sich der Umstieg auf Windows 10?

Ich denke wer sich gedulden kann, sollte noch bis zum Herbst warten. Dann soll das erste große Update, das auch Funktionen erweitern soll, erscheinen. Wer gar nicht warten kann, sollte sich dennoch im Netz erstmal umhören ob es Probleme gab.

Es gibt auch einiges, wo sich Microsoft noch ins Zeug legen muss. So fehlt Edge noch einiges und auch das Startmenü könnte noch einige Verbesserungen vertragen. Für die virtuellen Desktops fehlt mir eine Desktopschnellwahl in der Taskleiste. Skype könnte sich endlich vom doppelten Symbol in der Taskleiste verabschieden. So wenn man das Programm auch dort abgelegt hat erscheint es, wenn gestartet, zweimal in der Taskleiste. Der Explorer sollte sich in der Navigationsleiste freier sortieren lassen. Cortana als auch das Info-Center wirken sehr erschlagend. Hier und da gibt es noch kleine Fehler, so reagiert zum Beispiel die Schaltfläche für das Info-Center noch nicht richtig.

Ich denke wenn Microsoft auch weiterhin auf seine User hört, kann daraus noch was richtig Gutes werden.

Autor: Andreas Cornelius

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