Mit Windows RT schließt Microsoft die Lücke seiner Windows 8 Familie, um auch mobile Endgeräte wie Tablets an den Mann oder Frau zu bringen. Was sich hinter Windows RT verbirgt und welche Eindrücke es beim mir hinterlassen hat, möchte ich an dieser Stelle schildern.
Windows RT stammt aus der Produktfamilie von Windows 8. Auf dem ersten Blick lässt sich der Unterschied zwischen Windows RT und Windows 8 kaum festmachen, bis man versucht ein gewöhnliches Programm zu installieren.
Anders als Windows 8, basiert Windows RT auf ARM-Architektur und unterstützt folglich keine X86/X64 Programme, wie man sie vom Desktop-PC her kennt. Anwendungen – Apps- lassen sich nur über den Microsoft eigenen APP-Store installieren.
Grundsätzlich unterscheidet sich die Bedingung nicht von Windows 8, so dass ich an dieser Stelle nicht näher darauf eingehe. Es läuft in der Regel sehr flüssig und ist durch Gestensteuerung, die man nach wenigen Stunden verinnerlicht hat, sehr gut bedienbar.
Windows RT: Ab in die Cloud
Derzeit ist es voll im Trend, alle Reden darüber. Die Cloud ist ein Fluch und Segen zu gleich.
Um Windows RT richtig ausschöpfen zu können, benötigt man ein Microsoft Konto und hat damit auch Sky Drive, Outlook.com ehemals Hotmail, an der „Backe“. Nahezu zwangsläufig wird man um diese Dienste nicht herum kommen.
PC Feeling Light
Als ich das Surface RT zum ersten Mal in Benutzung hatte, kam zuerst kein richtiges PC-Gefühl auf. Es wird einem gleich am Anfang auffallen, dass das Surface RT mit einem Desktop daher kommt. Mit zum Umfang von RT gehört eine, auf ARM angepasste Version von Home und Office 2013. Sofern der Kunde eine gültige Lizenz einer Pro-Version besitzt, steht auch dem kommerziellen Nutzen von Microsoft Home und Office 2013 nichts im Wege.
Neben dem Office-Paket steht auch der neue Internet Explorer 10 als Desktopversion zur Verfügung, dessen Favoriten und Einstellungen, sofern man einen Windows 8 PC betreibt, über die Cloud synchronisiert werden. Generell ist die Synchronisation mit dem Windows 8 Desktop über die Cloud sehr umfangreich. Neben Favoriten werden auch Einstellungen, Hintergründe, Passwörter usw. abgeglichen.
Warum die Tablets um Windows RT mit einer Tastaturlösung angeboten werden, wird einem spätestens klar, wenn man auf der Desktop-Ebene sich tiefer ins System bewegt. Bis auf ein paar geringfügigen Verbesserungen, kommt man in dieser Ebene via Touch nicht weit.
Irgendwo erinnert Windows RT etwas an Windows Mobile mit HTC-Sense. Denn die Modern UI legt sich quasi über ein gewöhnliches Windows um es über Touch bedienbar zu machen. Steigt man tiefer ein, benötigt es zwingend eine Tastatur oder Maus.
Darüber hinaus bietet der Desktop durchaus auch Vorteile. So lassen sich z.B sehr einfach und wie gewohnt Netzlaufwerke einbinden.
Damit man später aber nicht in den Desktop wechseln muss um Dateien zu verschieben oder zu kopieren, gibt es mittlerweile von Drittanbieter entsprechende Apps, die man im Store herunterladen kann.
Richtiges PC Feeling kommt aber auf, wenn man die APP Remote-Desktop benutzt. Die Anbindung an einem Windows 8 Pro PC ist hier sehr einfach möglich und hat im Heimnetzwerk durchaus seine Vorteile.
Irgendwie wirkt RT etwas unfertig. Zwar mag der vorhandene Desktop-Modus eine Erklärung sein, um den IE und Office verfügbar zu machen, schaut man sich aber die OneNote APP aus dem Store genauer an, erweckt es irgendwie den Eindruck, das Office 2013 für ARM eine „Notanpassung“ war und man mit einer echten Tablet-Version nicht fertig geworden ist. Für den normalen Verbraucher werden die administrativen Möglichkeiten keine größere Rolle spielen. Auch mit Shell werden wenige zu tun haben, so dass nach meiner Meinung alles über Apps zu regeln gewesen wäre.
Der Desktop-IE bringt auch nur den gewohnten Internet Explorer 10 mit seinen bekannten Einstellungsmöglichkeiten, die man sicher auch in der APP hätte unterbringen können. Anders als in Windows8 unterstützt der IE10, wie auch die IE APP, keine weiteren Plugins, außer der eingeschränkten Flash-Unterstützung. Im Internet kursieren bereits einige Anleitungen und Tools, wie man die Liste der Flash-Seiten manuelle anpassen kann. Denn der Browser unterstützt Flash nur auf Seiten, die von Microsoft einer Liste zugefügt werden, die über Windows Updates aktualisiert wird.
Windows RT Hardware mit Tücken
Sofern man sich ein Surface RT mit 32 GB zugelegt hat, wird man schnell feststellen, dass von diese 32 GB nicht viel übrig geblieben ist. Zwar lassen sich diese Tablets mit einer SD-Karte erweitern, genützt wird diese Speicherkarte aber nur für Daten. Apps lassen sich nicht auf SD installieren. Auch die Einbindung der SD-Karte in die Bibliothek gestaltet sich nicht sehr einfach. Auch hier finden sich bereits Lösungen im Netz, die allerdings etwas mehr Kenntnisse erfordern.
Grundsätzlich lässt sich am USB-Anschluss einiges an zusätzlicher Peripherie einsetzen. Windows RT kommt hier mit vielen Standardtreibern daher. Möchte man aber einen Drucker installieren, kann es womöglich zu Schwierigkeiten kommen, wenn keine Treiber für Windows RT angeboten werden. Sofern man sich einen neuen Drucker anschaffen möchte, empfiehlt es sich einen Blick auf die Kompatibilitäts-Seite von Microsoft zu werfen und beim Kauf eines Windows RT Gerätes auf das Logo „Zertifiziert Windows RT“ zu achten.
Das Angebot an Geräten mit 3G Modul ist sehr überschaubar. Auch das Microsoft Referenzgerät Surface verfügt über keine mobile Datenanbindung. Lediglich Wlan steht einem zur Verfügung. Entsprechende Hardware lässt sich im Moment nicht finden, so dass lediglich ein Smartphone über Tethering oder Wireless 3G Router in Frage kommen.
Fazit Windows RT
Windows RT ist auf einen guten Weg, hinterlässt aber gemischte Gefühle. Besonders verwirrend muss für den Verbraucher, das gemischte Konzept auf Desktop und Tablet vorkommen. Zumal der Desktop etwas vorgibt, was Windows RT nicht ist. Nach meinen Einschätzungen wird sich Windows RT nicht sehr am Markt durchsetzen, was zum einem am Konzept, aber auch an den Preisen liegt.
So bewegen sich die Preise für Windows RT Tablets derzeit um 500€ aufwärts. In dieser Preisklasse stehen aber bereits auch Windows8 Tablets Atom-Prozessor und vollwertigem Windows 8 Betriebssystem zur Verfügung. Damit Windows RT am Markt ankommt, bedarf es günstigere Modelle.
Ich kann ich mir eine Desktopversion als Zweit-PC gut vorstellen bzw. als System für Verbraucher, die keine großen Anforderungen stellen und es einfach haben wollen. In Anbetracht dessen, dass man aber hier bereits deutlich unter 500€ PC mit „richtigen OS“ bekommen kann, wird das vermutlich eher nicht der Fall sein.
Autor: Andreas C.